Unterwegs in Polen, Küstrin, eine alte Lok und die eisigen Wälder um das Fort Zorndorf

LETZTE ÄNDERUNG am Samstag 24. Februar 2024 13:12 durch Berlingo


KÜSTRIN-Wanderungen mit einem STILL GELEGTen Bahnhof, einer verrosteten LOK, WÜSTEn Landschaften, der EISHÖLLE von ZORNDORF, 28 MILLIONEN Ziegelsteinen, detonierten BLINDGÄNGERN, einem Übergangslager von MENSCHEN SCHMUGGLERN, einem Gerücht über einen SCHATZ und der BLAUEN STUNDE an der ODER.

Tag 2, vom Hotel Bastion, Küstrin mit Lost Place Fort Zorndorf, einer Lok Pt47 auf einsamem Bahngelände und der blauen Stunde an der Oder

Es folgen die Fotos und eine Geschichte mit vielen Infos!

Küstrin, Fort Zorndorf
2stöckiger Bahnhof Küstrin, z. Z. stillgelegt
Fort Zorndorf
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Verlassene Gleise

Am zweiten Tag machten wir uns auf das Fort Zorndorf zu erkunden, das nördlich von Küstrin in einem Wald liegt. Dazu mussten wir die Stadt durchquerten und natürlich haben wir uns noch den momentan still gelegten Bahnhof Küstrin angesehen. Verwaiste Gleisanlagen alter Zeit weisen einen krassen Kontrast zum modernen Innenausbau des Bahnhofs auf.

Pt47

Pt47 auf altem Bahngelände

Auf dem Weg durch die Stadt erblickten wir hinter einer Unterführung eine alte Lok, die auf altem Bahngelände steht. Es handelt sich hierbei um eine Pt47, für Kenner sicher ein Begriff.

Verrostet

Von der Lokomotivbaureihe Pt47 wurden im Jahre 180 Stück hergestellt, deren Neuerungen ein geschlossenes Fahrerhaus und eine Feuerbüchse aus Stahl waren. Nur wenige dieser Loks haben die Wirren der Kriege überstanden und stehen nun als Zeitzeugen in Museen oder auf alten Bahngeländen. Die von uns besichtigte Lok war schon stark beschädigt, Dach und Boden inzwischen durchgerostet aber immer noch sehr stattlich.

Wüste Landschaft

Außerhalb von Küstrin kämpften wir uns bei sonnigen 27 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit durch die Sandwüste im Norden. Ständig ging es leicht bergauf, die Vegetation wurde nach und nach dichter und wir mussten auch ein paar umgestürzten Bäumen ausweichen. Hier war anscheinend schon lange niemand mehr gewandert, alles war überwuchert.

Die Eishölle

Am Fort angekommen, nun in einer Moorlandschaft, erwandern wir die kleinen Pfade, die steil bergab führten. Eine eisige Kälte empfing uns, brachte uns trotz der hohen Temperaturen zum frösteln. Eine bedrückende und gleichzeitig aufregende Stimmung überkam uns.

Imposante Ruinenreste

Und noch mehr Perspektiven

Noch eine Biegung und dann standen wir vor den Überresten des Forts. Mindestens 10 Meter hohe dicke Steinwände türmen sich vor uns auf. Rundbögen, lange Gänge und Treppen, die ins Nichts führten verschlugen uns die Sprache.

28 Millionen

Das Fort Zorndorf wurde in der Zeit von 1883 bis 1889 aus 28 Millionen Ziegeln erbaut. Einen Kampfeinsatz hat es nie erlebt, da die Artillerie Technik in dieser Zeit ständig riesige Fortschritte machte und die Forts für die Verteidigungsstrategien nicht mehr notwendig waren.

Gefängnis 

Im ersten Weltkrieg war es ein Gefängnis, deren Insassen in dieser Eishölle qualvoll dahinsiechten. Im 2. Weltkrieg wurde es dann als Munitionsfabrik genutzt und fiel nach der Kapitulation den Polen zu. Es wurde zur Detonationsstätte für Blindgänger, wodurch es stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Blick aus dem 2. Stock

Schmuggel

In den Überresten richteten die Polen ein Lager ein und auch Viehzucht wurde betrieben. Danach war es dem Verfall preisgegeben und erlangte noch einen zweifelhaften Ruf als Zwischenlager von Menschen Schmugglern.

Der Schatz

Hartnäckig hält sich das Gerücht, das ein französischer Soldat hier einen Schatz vergraben hat, nach dem immer noch Leute suchen. Das beweisen die immer neuen Gänge, die noch heute stetig entstehen. Das imposante Gelände ist auch deswegen stark einsturzgefährdet und sollte nur mit Vorsicht betreten werden. Wir spürten die Geschichte bei jedem Schritt. Unfassbar was die Menschen der damaligen Zeit ohne technische Hilfe geschaffen haben.

30 Jahre Europa

Über einen kleinen Berg stiefelten wir wieder zurück durch die Sandbüchse und besuchten an der Oder noch das Europafest. Es gab viele Stände mit Kunst und Kulinarischem. Als wir so durch die Reihen wandelten, sah …

ich eine kleine Statue. Ich war schockverliebt!!!

Diese ca. 30 cm hohe Figur, die einem „Banksy“ nachgeahmt ist, verzauberte mich augenblicklich. Die Künstlerin Druciaki Sosinska, mit der ins Gespräch kam, verwendete eine extrem coole Technik bei der Herstellung. Wir fachsimpelten eine Weile und dann wurde sie eingepackt. Sie musste mit nach Berlin, wo sie jetzt auf meiner Fensterbank einen ganz besonderen Platz gefunden hat.

Verliebt in die Figur von Drucinki Sosinska, einer polnichen Künstlerin

Zum Sonnenuntergang machten wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang zur Festung. Auf der Bastion König nahmen wir Platz und genossen die Abendstimmung. Die Sonne war schon fast untergegangen und so warteten wir auf die blaue Stunde die alles verwandelte.

Jeder war in Gedanken versunken und genoss die Zeit, bis die Mücken uns entdeckten.

 

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